Spieler unseres TTV wird Deutscher Meister
Der TTV Albersweiler hat wieder einen Deutschen Tischtennismeister. Mit den Sportkameraden der Behindertensportgemeinschaft (BSG) St. Ingbert holte sich Benjamin Rebholz bei den Titelkämpfen der Parasportler in Krefeld, unweit der bekannten Grotenburg-Kampfbahn der Fußballer des KFC Uerdingen, den Titel. Schön dass der Deutsche Behindertensportverband (DBS) die Equipe als BSG St. Ingbert/Albersweiler in der Starterliste der 16 Mannschaften führte und so Rebholz´ Teilnahme deutlich machte.
Zum 1. Juli wechselt der 43-jährige, was den Parasport angeht, nun ganz offiziell zur BSG ins Saarland, spielt aber in der regulären Saison 2025/2026 weiter für den TTV Albersweiler, bei dem er auch jede Woche in der Löwensteinhalle trainiert.
„Hier bei uns in der Pfalz gibt es keine Spielerinnen und Spieler mit denen ich zusammen ein Team bilden könnte. Letztes Jahr starten wir als Rheinland-Pfalz-Team, was aber in diesem Jahr wegen Spielermagel nicht möglich war“, erklärt Rebholz.
Es war der zweite deutsche Meistertitel für den Siebeldinger, nachdem er im vergangenen Jahr zusammen mit dem für den VfL Duttweiler spielenden Mario Schneller die Meisterschaft im Herren-Doppel der Wettkampklasse 8 gewonnen hatte. Hier starten Sportler mit Beeinträchtigungen in den Beinen und einer Beeinträchtigung des Spielarms. Körperliche Einschränkungen, die sich bei Rebholz zuletzt leider stärker ausprägten.
Bei den deutschen Parameisterschaften in den Einzel- und Doppel-Wettbewerben in Sindelfingen hatte er vor vier Wochen mit Platz fünf im Doppel eine Medaille noch knapp verpasst. Im letzten Jahr in Speyer reichte mit dem Team „Ländermannschaft BSV Rheinland-Pfalz“ nur zu Platz zehn.
„Es waren hier in Krefeld wieder tolle Erlebnisse an den beiden Turniertagen. Klar ist es für mich sportlich das Größte Deutscher Meister zu werden, aber es ist auch immer wieder die wunderbare Atmosphäre abseits des Wettkampfes. Bei den Para-Turnieren werden alle Beteiligten zu einer großen Familie, in der viel menschliche Wärme entsteht“, so der stets ganz bescheiden auftretende Rebholz.
In Krefeld avancierte er zum Matchwinner, obwohl er im Finale im letzten Spiel nur einen Satz gewann. Er traf auf den favorisierten Thomas Rau vom Team Schleswig-Holstein. Dabei sah es lange Zeit nicht wirklich gut für Rebholz aus. Die ersten beiden Sätze gingen deutlich an den Gegner, doch Benni, wie ihn alle rufen, gab nicht auf. Er fand besser ins Spiel, die Ballwechsel wurden länger. Zudem zwang er Rau mit nun besser platzierten Bällen zu Fehlern und plötzlich hatte er den Satzgewinn vor Augen. Tatsächlich stellte er mit einem 12:10 in der Verlängerung den Satzanschluss her. Rau kassierte dann die gelbe Karte vom Tischschiedsrichter, als er vor Zorn den Schläger auf den Tisch knallte. Sein Wutausbrauch war aber durchaus verständlich, denn was viele der Zuschauer und auch der Schiri nicht wussten: Dieser Satzgewinn bedeutete für die BSG den Titel, denn selbst wenn Rau das Match gewonnen und zum 5:5 ausgeglichen hätte, war es der von Rebholz gewonnene Satz, der auch bei einem Unentschieden den Titel bedeutete. So gab Rau auf, das Spiel wurde für Rebholz gewertet und die BSG gewann mit 6:4.
„Das ist natürlich ein toller Erfolg für das Team und für mich, zumal ich ja erst seit zwei Jahren bei den Parasportlern so richtig mit dabei bin. Unser Team ist sportlich top und nicht zuletzt auch menschlich eine echte Einheit“, so Rebholz
Das sah man dann auch bei der Siegerehrung und der sich anschließenden Spielerparty, wo Rebholz´ Mannschaftskamerad Thomas Schmitt das Pfalzlied anstimmte, ungeachtet der Tatsache, dass außer dem BSG-Team und den drei anwesenden pfälzischen Schiedsrichtern wohl keiner der Anwesenden im Saal den Text kannte, geschweige diesen verstand.
Neben Rebholz wurden die pfälzischen Farben noch von den Tischschiedsrichtern Thorsten Egly (ASV Maxdorf)) und Gernot Bier (TTG Bruchmühlbach-Miesau) sowie von Oberschiedsrichter Heinz Lambert (TTV Albersweiler) vertreten. Lambert war einmal mehr von den Leistungen der Sportlerinnen und Sportler höchst beeindruckt. „Ich bin seit 25 Jahren regelmäßig bei Paraveranstaltungen mit dabei. Es ist faszinierend wie die Frauen und Männer mit ihren Einschränkungen umgehen und immer bis zum letzten Punt kämpfen. Aufgeben ist da keine Option. Gerade am Bespiel von Thomas Rau sieht man, wie da jemand sein Leben meistert, fehlen ihm doch beide Beine, die er durch Prothesen ersetzt. Da ihm auch ein Arm fehlt, sind bei ihm das Hochwerfen des Balles beim Aufschlag und die anschließenden Ballwechsel eine Einheit. Dabei haben seine Aufschläge so viel Spin, dass die Gegner diese oft nicht retournieren können“, zeigte sich Lambert begeistert.
Im Finale sorgten die Saarländer Joshua Wagner und Daniel Jochem in den ersten beiden Einzeln für die 3:1-Führung nachdem es nach den Doppeln 1:1 stand. Dass diese beiden 3:0-Siege mitentscheidend für den Finalerfolg sein würden, konnten die Beteiligten zu diesem frühen Zeitpunkt des Finals noch nicht wissen.
Benjamin Rebholz konnte sich ganz auf das Einzel konzentrieren, war die BSG doch mit sechs Spielern nach Krefeld gereist und konnte so einige taktische Überlegungen in der Mannschaftsaufstellung umsetzen. Die Krönung für Rebholz war dann der Augenblick, als er als erster Spieler seiner Mannschaft die Siegestrophäe aus der Hand des Abteilungsvorsitzenden Tischtennis des DSB, Thomas Bröxkes aus Viersen, entgegennehmen durfte.
Text: Heinz Lambert, Burrweiler